REUSS-Aktuelles



16.03.2023

Prof. Dr. Ir. Henk Tijdeman mit dem Ludwig- Prandtl-Ring 2022 ausgezeichnet

Seit 1957 wird der Ludwig-Prandtl-Ring der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) als höchste Auszeichnung für hervorragende eigene Arbeiten in den Flugwissenschaften in all ihren Disziplinen verliehen. 2022 ging die Ehrung an den Niederländer Prof. Dr. Ir. Henk Tijdeman. Tijdeman wurde für seine bahnbrechenden Grundlagenuntersuchungen zur instationären Aerodynamik und Aeroelastik für transsonische Tragflügelumströmungen sowie die Entwicklung neuer Methoden zur Messung instationärer Drücke an Windkanalmodellen mit dem Ludwig-Prandtl-Ring ausgezeichnet.


Bild: privat

Seine berufliche Karriere begann Tijdeman 1961 im National Aerospace Laboratory (NLR, Nationaal Lucht- en Ruimtevaartlaboratorium) in Amsterdam im Bereich der Aeroelastik. 1977 fasste er dort seine Erkenntnisse in einer Dissertation zusammen, die bis heute eine große Bedeutung hat. Anhand von instationären Druckmessungen (also Messungen von Drücken, die sich im Zeitablauf ändern) zeigte Tijdeman hier den maßgeblichen Einfluss des stationären Strömungsfelds auf Änderungen der instationären Aerodynamik in transsonischen Strömungen, den er auf Unterschiede im dynamischen Verhalten von Verdichtungsstößen zurückführte. Sein erarbeitetes physikalisches Verständnis wurde zur Grundlage für genauere numerische Modellierungen.

Für Flatteruntersuchungen wurden in dieser Zeit frei schwingende Modelle im Windkanal verwendet – auch für die (indirekte) Überprüfung der Genauigkeit der verwendeten Daten für die instationäre Aerodynamik. Erst durch Messungen von bewegungsinduzierten Druckverteilungen, wie Tijdeman sie mit seinen Kollegen am NLR entwickelt hatte, konnten numerische Methoden für die instationäre Aerodynamik unabhängig von der Strukturdynamik validiert werden.

1986 trat Tijdeman die Professur für Strukturdynamik und Akustik an der Universität Twente an und wandte sich insbesondere der Vibroakustik zu. 2000 gründete er IMPACT, das Institute for Mechanics, Processes and Control Twente, dessen erster wissenschaftlicher Leiter er wurde. 2004 ging er als Professor in den Ruhestand, wurde aber fünf Jahre später als Verbindungsglied zwischen der Universität und den großen technologischen Instituten der Niederlande aus dem Ruhestand zurückgeholt. 1995 erhielt er die Goldmedaille der Royal Dutch Engineering Society. Bis 2009 war er Vorsitzender des Verwaltungsrats der nationalen Graduiertenschule für Fluiddynamik, dem J.M. Burgerscentrum (JMBC), und bis 2013 Vorsitzender des NLR-Ausschusses für Wissenschaft und Technologie sowie Mitglied des Beirats des NLR.
Tijdeman war mehrfach Mitglied in Prüfungsausschüssen für technische Universitäten und Forschungsinstitute im In- und Ausland.

Quelle: DGLR