Am 13. Oktober startete die bislang größte Mond/Mars-Analog-Mission mit 17 Institutionen auf fünf Kontinenten: das „World’s Biggest Analog“. Von 13. bis 26. Oktober 2025 werden 16 Mars/Mond-Habitate unter der Leitung des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) möglichst realitätsnah nachstellen, wie die Erforschung des Mondes und des Mars mit Menschen vor Ort gelingen kann. Dabei werden sogenannte Analog-Astronautinnen und Astronauten in Habitaten leben und bis zu zehn verschiedene Experimente durchführen. Das ÖWF als Missions-Koordinations-Zentrum (MICO-VIE) ist in diesen zwei Wochen Herzstück des „World’s Biggest Analog“: Es zeichnet für die weltweite Missionsplanung verantwortlich und wird während der Mission die Habitate rund um die Welt mit wissenschaftlichem Know-How unterstützen und detaillierte meteorologische Daten zur Verfügung stellen.
Dr. Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums: „Mit den aktuellen technischen Möglichkeiten ist die beste Option für eine Reise zum Mars: 200 Tage Richtung Mars, circa ein Jahr Aufenthalt und 200 Tage retour. Viele Fragen betreffend diese lange Reise und den Aufenthalt von Menschen am roten Planeten sind noch ungeklärt – daher unsere Forschung. Aus heutiger Sicht rechnen große Weltraumorganisationen damit, dass Menschen in den 2040er Jahren den Mars betreten werden.“
Dr. Gernot Grömer erklärt weiter: „Zum ersten Mal arbeiten 200 Forschende in Afrika, Amerika, Asien, Australien und Europa zeitgleich zusammen – mit dem gleichen Ziel: Die menschliche Präsenz am Mond und Mars vorzubereiten. Dazu werden sie den Aufenthalt am Mond oder Mars so realitätsnah wie möglich nachstellen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der beteiligten internationalen Universitäten erhalten die seltene Gelegenheit, ihre Experimente von bis zu 16 Gruppen gleichzeitig durchführen zu lassen.“
Dr. Anika Mehlis ist ÖWF-Analog-Astronautin. Für World’s Biggest Analog leitet sie als „Director of Operations“ das Missions-Koordinations-Zentrum in Wien: „World’s Biggest Analog ist einzigartig: Das weltweit größte Projekt seiner Art. Wir wollen international einheitliche Standards für Analogforschung festlegen, um Ergebnisse vergleichbar zu machen und wissenschaftlichen Output zu optimieren. World’s Biggest Analog wird die bestehenden Habitate besser vernetzen und jüngeren Institutionen den Zugang zu einem reichen Erfahrungsschatz eröffnen. Es entsteht eine neue Analog-Community, die es neuen Ländern erleichtert, Teil der Weltraumforschung zu werden.“
1. Psychologie
Entscheidungsfindung in Stresssituationen
Entspannung in Stresssituationen durch kreative Tätigkeiten
2. Umwelttechnik
Messung von Raumklima, Luftqualität etc.
3. Soziologie/Rechtswissenschaften:
Entwicklung eines regulatorischen Rahmens für das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher kultureller, ethnischer, ökonomischer Herkunft – eine Voraussetzung für das Zusammenarbeiten am Mars
4. Biologie:
Überlebensfähigkeit von Mikroorganismen unter ausgewählten Marsbedingungen
5. Biologie/Psychologie:
Wie gehen Menschen in einem isolierten, beengten Raum mit einem halbautomatischen Mini-Gewächshaus um? Welche psychologischen Auswirkungen hat das? Wie gut ist die Leistung des Mini-Gewächshauses?
Die Experimente werden je nach Komplexitätsgrad in mindestens 5 Habitaten durchgeführt. Die Daten für die psychologischen Experimente werden in allen Habitaten gesammelt und liefern einen wertvollen Datensatz mit Input von Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters, kultureller und ethnischer Zugehörigkeiten.
Dazu Dr. Anika Mehlis: „Was Millionen Kilometer von der Erde entfernt das Überleben der Astronautinnen und Astronauten und eine erfolgreiche Forschungsmission gewährleisten soll, muss vorher in sicherer Umgebung auf die Probe gestellt werden. Das ist Analogforschung. Analogforschung simuliert die Arbeit von Astronautinnen und Astronauten in marsähnlichen oder mondähnlichen Umgebungen auf der Erde. Dabei testen wir Ausrüstung und Arbeitsabläufe und suchen nach Schwachpunkten, damit beim tatsächlichen Einsatz alles glatt geht. Diese Methode erleichtert es, die Vorteile, aber auch die Grenzen von zukünftigen astronautischen Missionen auf fremden Planeten zu verstehen.“
Quelle: https://oewf.org/2025/10/weltweit-groesste-mond-mars-analog-mission-startetworlds-biggest-analog/